Dann räusperte er sich und schritt würdevoll in der meinem Heimwege entgegengesetzten Richtung weiter. Ich folgte ihm von Straße zu Straße, um wieder und wieder die entzückende Verkündigung zu hören; denn niemals hatte ich eine Komödie, geschweige denn ein Puppenspiel gesehen. – Als ich endlich umkehrte, sah ich ein rothes Kleidchen mir entgegenkommen; und wirklich, es war die kleine Puppenspielerin; trotz ihres verschossenen Anzuges schien sie mir von einem Märchenglanz umgeben.
Ich faßte mir ein Herz und redete sie an: „Willst du spazieren gehen, Lisei?“
Sie sah mich mißtrauisch aus ihren schwarzen Augen an. „Spazieren?“ wiederholte sie gedehnt. „Ach du! – du bist g’scheidt!“
„Wohin willst du denn?“
– „Zum Ellen-Kramer will i!“
„Willst du dir ein neues Kleid kaufen?“ fragte ich tölpelhaft genug.
Sie lachte laut auf. „Geh! laß mi aus! – Nein; nur so Fetzl’n!“
„Fetzl’n, Lisei?“
Theodor Storm: Pole Poppenspäler. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/131&oldid=- (Version vom 1.8.2018)