vorbei, mit einem geschmeidigen Bückling[1] in das Zimmer hineinwand.
„Sie brauchen nicht zu weit vorzutreten!“ sagte der Bürgermeister, und der Magister zuckte sogleich um einige Fuß breit wieder rückwärts; gleich darauf erhob er seinen platten Kopf mit dem wie angeklebten Gelbhaar gegen die Zimmerdecke und begann sich zu den schwersten Eiden für seine Unschuld zu erbieten.
Ohne darauf zu achten, zog der Bürgermeister aufs Neue die Glocke, und „Franziska Fedders“ trat herein.
Es war die schmächtige Gestalt eines eben aufgeblühten Mädchens; sie war nicht grade hübsch zu nennen; den Kopf mit den aufgesteckten dunkelblonden Flechten trug sie etwas vorgebeugt, der Mund war vielleicht zu voll, die Nase ein wenig zu scharf gerissen; und als sie jetzt ihre tiefliegenden grauen Augen aufschlug, murmelte der Actuarius unwillkürlich vor sich hin: „Scientes bonum et malum.“
Mit abgewandtem Kopf und mit Gluth übergossen, aber mit unverrückter Sicherheit wiederholte sie jetzt die Hauptangaben ihrer früheren Aussagen gegen ihren
- ↑ Vorlage: Bücklng
Theodor Storm: Waldwinkel. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)