Madame Tendler sah indeß noch immer unbeweglich aus ihrem großen Strohhute. „Du magst selb’ schauen, wie du ohne den Kasperl fertig wirst!“ sagte sie mit einem strengen Blick auf ihren Mann.
In dem Antlitz meines Vaters sah ich ein gewisses lustiges Augenzwinkern, das mir Hoffnung machte, es werde das Unwetter diesmal so an mir vorüberziehen; und als er jetzt sogar versprach, am anderen Tage seine Kunst zur Herstellung des Invaliden aufzubieten und dabei Madame Tendler’s italienischer Strohhut in die holdseligste Bewegung gerieth, da war ich sicher, daß wir beiderseits im Trocknen waren.
Bald marschirten wir unten durch die dunklen Gassen, Herr Tendler mit der Laterne voran, wir Kinder Hand in Hand den Alten nach. – Dann: „Gut’ Nacht, Paul! Ach, will i schlafa!“ Und weg war das Lisei; ich hatte gar nicht gemerkt, daß wir schon bei unseren Wohnungen angekommen waren.
Theodor Storm: Pole Poppenspäler. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/169&oldid=- (Version vom 1.8.2018)