„Ei nun, Herr Tendler“, erwiderte mein Vater, „das ist ja auch schon eine Kunst. Und dann – sagt mir nur, wie war’s denn möglich, daß Ihr Euch gleich zu helfen wußtet, als die Schandthat meines Jungen da so mitten in dem Stück zum Vorschein kam?“
Das Gespräch begann mir etwas unbehaglich zu werden; in Herrn Tendler’s gutmüthigem Angesichte aber leuchtete plötzlich die ganze Schelmerei des Puppenspielers. „Ja, lieber Herr“, sagte er, „da hat man halt für solche Fäll’ sein Gspaßerl in der Taschen! Auch ist da noch so ein Bruderssöhnerl, ein Wurstl Nummer Zwei, der grad ’ne solche Stimm’ hat, wie dieser da!“
Ich hatte indessen die Lisei am Kleid gezupft und war glücklich mit ihr nach unserem Garten entkommen. Hier unter der Linde saßen wir, die auch über uns Beide jetzt ihr grünes Dach ausbreitet; nur blühten damals nicht mehr die rothen Nelken auf den Beeten dort; aber ich weiß noch wohl, es war ein sonniger Septembernachmittag. Meine Mutter kam aus ihrer Küche und begann ein Gespräch mit dem
Theodor Storm: Pole Poppenspäler. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)