wandelte er, sauber angethan, zwischen den Rabatten auf und ab, putzte an den Rosenbüschen oder band Nelken und Levkojen an feine selbstgeschnitzte Stäbchen.
So lebten wir einig und zufrieden; mein Geschäft hob sich mehr und mehr. Über meine Heirath hatte unsere gute Stadt sich ein paar Wochen lebhaft ausgesprochen; da aber fast Alle über die Unvernunft meiner Handlungsweise einig waren, und dem Gespräche so die gedeihliche Nahrung des Widerspruches vorenthalten blieb, so hatte es sich bald selber ausgehungert.
Als es dann abermals Winter wurde, holte Vater Joseph an den Sonntagen auch wieder die Puppen aus ihrem Verschlage herunter, und ich dachte nicht anders, als daß in solchem stillen Wechsel der Beschäftigung ihm auch künftig die Jahre hingehen würden. Da trat er eines Morgens mit gar ernsthaftem Gesichte zu mir in die Wohnstube, wo ich eben allein an meinem Frühstück saß. „Schwiegersohn“, sagte er, nachdem er sich wie verlegen ein paar Mal mit der Hand durch seine weißen Haarspießchen gefahren war, „ich kann’s doch nit wohl länger ansehen, daß ich
Theodor Storm: Pole Poppenspäler. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/208&oldid=- (Version vom 1.8.2018)