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an ein Fehlen der Stigmata, an Respirationsorgane gleich denen von Limulus. Wenn Stigmen bei Eobuthus wirklich nicht sichtbar sind, können sie dann nicht etwa am Hinterrande der Sternite gelegen haben, in dem die Sternite miteinander verbindenden weicheren Integument, so daß sie – aus Schutzbedürfnissen leicht verschließbar – gar nicht sichtbar zu sein brauchen? Auch bei den Lobosterni muß ich an der Kiemenatmung zweifeln; und A. Fritsch (27) zeichnet bei Isobuthus kralupensis sogar sehr grobe Stigmen und glaubt bei Eobuthus rakovnicensis wenigstens ein Stigma zu sehen. Daß sie, wie die übrigen karbonischen Skorpione, in kohleführenden Ablagerungen gefunden wurden, in Gebieten, die durch größeren Niederschlagsreichtum ausgezeichnet waren, beweist nichts dafür, daß sie etwa als Wassertiere anzusprechen seien.

Ganz gewiß waren die Silurskorpione – wenn die vier (fünf?) Stücke auch in marinen Gesteinen gefunden sind – keine Meerestiere. Ohne Zweifel handelt es sich bei diesen ungeheuren Seltenheiten um verschwemmte Landtiere. Die verhältnismäßig gute Erhaltung beweist nichts gegen einen – nicht allzu weiten und nicht allzu heftig bewegten – Verschwemmungsweg; sie zeugt nur von verhältnismäßig schneller Bedeckung durch schützendes Sediment, welche mindestens in den Fällen des Gotländer sowie der schottischen Stücke gewährleistet ist. Die Fundorte liegen denen der Gigantostraken gleich, die Art des Vorkommens ist die gleiche. Diese Skorpionleichen wurden im Gefolge der gleichen geologischen Vorgänge vom Lande her verschwemmt, welche die silurischen Gigantostraken aus Landgebieten gegen das Meer hindrängten.

Wenn ich mit Thorell und Lindström annehme, daß die silurischen Skorpione mittels Tracheen atmende Bewohner des Landes waren, dann nimmt es mich nicht Wunder, daß man in den an Eurypteriden und Fischen reichen Fundgebieten des devonischen Oldred keine Skorpione gefunden hat. Sie bewohnten eben trockenes Land, bevorzugten sehr wahrscheinlich wie heute niederschlagsarme Gebiete und lebten ferne von jenen Depressionen des Oldredlandes, in denen unter entsprechenden Grundwasser- und Niederschlagsverhältnissen Gigantostraken und Fische lebten, aus denen wir z. B. die prächtigen Pterygoten aus Schottland, die vorzüglich erhaltenen Bothriolepiden aus Nordamerika kennen. Nur ganz vereinzelt wurden im jüngeren Ober-Silur Skorpione, die durch Unglücksfälle in einen Bach oder Fluß geraten waren, ins Meer verschwemmt.

Alle Stücke wurden in der Umrahmung des werdenden Oldred-Kontinents gefunden. Auf diesem, auf seinen aus weit

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Josef Felix Pompeckj: Gigantostraca und Scorpionida. Gebrüder Borntraeger, Berlin 1923, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pompeckj_Gigantostraca_und_Scorpionida.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)