Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 024.jpg

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von ihr verlangt. Nur einmal, wie er sie auch wieder so angeschaut, habe er sie um einen Kuß gebeten und den habe sie ihm nicht gegeben.

Da gereute es den König was er gethan, und er erinnerte sich der Hexensalbe, welche die Alte ihm auf den Weg gegeben hatte. Damit bestrich er den Pechvogel, sodaß dieser abermals lebendig wurde. Und wenn sie noch nicht gestorben sind, so jagt der König heute noch nach dem Hirsche, und der Pechvogel sitzt heute noch bei der Königin.


6. Der Mann ohne Leib.


In Stolberg war einmal ein Glockengießer, der hatte einen Lehrling, welcher funfzehn Jahre alt war und hatte in Arbeit eine große Glocke. Er sagte dem Lehrlinge, er möge Acht geben und ihn wecken, wenn das Metall lauter wäre. Der Lehrling aber gießt die Glocke selbst und weckt den Meister erst, als sie gegossen ist. Der erstaunte, als der Jüngling die Glocke schon gegossen hatte, und sagte: er solle sterben, wenn die Glocke einen Fehler habe. Glücklicherweise war die Glocke wohl gerathen, als sie herausgebracht wurde, und nun berathschlagte sich der Glockengießer mit seiner Frau, weil er in dem Jungen einen künftigen Nebenbuhler erblickte und stach ihm die Augen aus. Einige Jahre hatte der Knabe so verlebt, da beschloß er, den Meister, der ihn in seiner Blindheit hatte ernähren müssen und der ihn oft schlecht behandelte, zu verlassen, ging fort und gerieth unter einen Galgen, wo kürzlich mehrere Räuber erhängt waren. Unter dem Galgen hatte sich alles Federvieh versammelt, es fehlte nur noch Ein Vogel, das war der Rabe. Als der Rabe

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_024.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)