Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 032.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


er den Rübensamen wieder in einen Sack lesen solle, und da wurden die Ameisen auf einmal so geschäftig und lasen den Rübensamen alle in einen Sack. Lorenz brauchte nur den Sack zuzubinden. Auch bedankten sich die Ameisen, weil er sie in jener Nacht nicht verbrannt habe. Nun steckte Lorenz den einen der Schlüssel ins Schloß der Burg und öffnete die Thür. Wie er eintrat, kamen die beiden Jungfern auf ihn zu, bewirtheten ihn aufs kostbarste und Alles war voll Freuden und Musik, und Ameisen und Enten waren sämmtlich Diener der beiden Jungfern, welche verwünschte Prinzessinnen waren. Da heirathete Lorenz die erste der beiden Jungfern, die aus dem Wasser zu ihm gesprochen hatte, und lebt als ein mächtiger König noch voller Freuden mit ihr bis auf den heutigen Tag.


8. Der Prinz und der Zauberer.


Es war einmal ein Prinz, der trieb sich alle Tage in Wirthshäusern umher und verzehrte all sein Geld. Darüber hatten seine Aeltern große Sorgen, weil sie alle Augenblicke eine lange Rechnung zu bezahlen hatten, die sich gewöhnlich sehr hoch belief, denn ihr Sohn hatte auch eine ganze Menge lustiger Kameraden, die mit ihm zechten. Nun wußten die Aeltern keinen Rath, wie sie dem Dinge abhelfen wollten und zuletzt wurden sie einig, ihn in die Fremde zu schicken. Sie thaten dies auch und der König, sein Vater, gab ihm tausend Thaler und ließ ihn damit in die Welt ziehen. Er ritt auf seinem prächtigen Hengste fort, der lief so schnell, daß er, als es Abend ward, in eine Stadt kam, die schon zwanzig Meilen von seines Vaters Schloß entfernt lag. Da ging er in das Wirthshaus und ließ sich eine prächtige Tafel bereiten.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_032.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)