Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 047.jpg

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auf die Jagd gegangen und auch seine Mutter eben nicht in dem prächtigen Schlosse war, kam der frühere Miethsherr der Witwe mit vielen Lichtern, die er umgehängt hatte, vor das neue Schloß und rief aus: wer ein altes Licht hätte, dem gebe er drei neue für das alte. Er hatte nämlich bemerkt, wie der junge Mensch und seine Mutter mitunter an dem Lichte gerieben hatten und wie dann der Geist des Lichtes gekommen war. Als die Königstochter nun seinen Ausruf vernahm, brachte sie schnell das alte Licht herbei, erhielt drei neue dafür, und der Mann warf sobald als möglich die neuen Lichter von sich und ging mit dem alten in die weite Welt. Die Königstochter aber, weil sie an diesem Tage ihren Vater noch nicht gesehen hatte, ging mit den Lichtern in der Hand erst einmal in das alte Schloß, ehe sie in das neue zurückkehrte. Sobald aber das alte Licht fort war, verschwand auch das neue Schloß vor den Augen der Königstochter.

Als der junge Mensch zurückkehrte und erfuhr, was geschehen war, drehte er sogleich seinen Ring, und es erschien der Geist des Ringes. Den schickte er hinter dem Betrüger her, der sich sehr schnell davongemacht hatte, und hieß ihn dem das Licht abnehmen und es wiederbringen. Da machte sich der Geist des Ringes auf und brachte alsbald das alte Licht wieder. Der junge Mensch aber rieb jetzt an dem Lichte, da erschien der Geist des Lichtes und baute das Schloß schöner wieder auf als es gewesen war. Von der Zeit an hat er das alte Licht sorgsamer verwahrt, und hat mit der Königstochter bis an sein Ende glücklich in dem prächtigen Schlosse gelebt, ist auch nach des Königs Tode selbst ein gar mächtiger König geworden.

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_047.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)