Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 101.jpg

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er den dritten Kranz erhalten, aber die Ritter würden nach seiner Ferse schießen, um ihn zu zeichnen; dazu habe die Prinzessin den Befehl ausgegeben, weil sie nicht wüßte, wer er sei und wohin er gehöre. Er möge aber nicht ängstlich sein, sie schössen ihn nicht todt, und der Schuß würde nur zu seinem Glücke dienen.

Der Bauernsohn gewann auch diesmal den Kranz, aber nun hatten alle Ritter einen Kreis geschlossen, um ihn nicht durchzulassen. Doch das Fuchspferd floh wie ein Pfeil durch sie hindurch. Da schossen sie ihm nach und so erhielt er den Schuß in den linken Hacken. Wie er vor den Stall kam, da war das weiße Männchen gar sehr geschäftig, es hatte schon die Stallthür aufgemacht, zog ihm die Ritterkleidung ab, legte ihn im Hause ins Bett und befahl dann: den Vater möchte er sogleich zum Arzte schicken, daß der ihn verbinde, und verschwand.

Der Vater aber zürnte, als er nach Hause kam und kein Feuer auf dem Herde lodern sah, und als er seinen jüngsten Sohn im Bette erblickte, da sagte er, er werde ja wol faulkrank sein. Nun sagte der Sohn, er hätte einen Schuß, der müßte verbunden sein, und der Vater spottete: „Du alberner Junge, du wirst mir einen schönen Schuß im Bein haben! Wer heute seinen Schuß im Bein hat, der ist ein gemachter Mann, er freit die Königstochter und bekommt das Königreich. Der Teufel hat dich doch nicht dort gehabt, daß die Ritter auf dich geschossen haben?“ Der Arzt wird aber geholt, verbindet ihm den Hacken, ist sehr verwundert über den Schuß im Beine des Bauernsohnes und breitet seine Verwunderung in der ganzen Welt aus.

Alsobald kommt eine Kutsche vom Königshofe und holt den Bauernsohn dahin ab, nachdem zuvor auch die drei Kränze bei ihm gesucht und im Ausladeholz im Stalle gefunden sind.

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_101.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)