Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen 105.jpg

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hoch und steil und ganz glatt, und setzte die Prinzessin oben darauf, und ließ bekannt machen, wer auf den Berg hinaufreiten und seiner Tochter einen Kranz vom Kopfe nehmen könnte, der sollte sein Reich haben und seine Tochter zur Frau bekommen. Da kamen am bestimmten Tage viele Prinzen und vornehme Herren, und wollten auf den Berg reiten und die schöne Prinzessin heirathen. Wie sie aber hinauf reiten wollten, fielen sie Alle herunter, weil der Berg sehr glatt war, zerschlugen sich Arme und Beine und Viele blieben todt liegen. Da wollte Niemand mehr reiten, und die Prinzessin wartete bis zum Abend. Der Einfältige aber hatte sich sterblich in die schöne Prinzessin verliebt, ging traurig auf dem Felde spazieren und dachte: Hätte ich doch ein Pferd und schöne Kleider, ich wollte wol auf den Glasberg reiten! Da stieß er mit einem mal mit dem Fuß auf etwas Festes und es klang hohl, und wie er hinsah, war auf der Erde eine eiserne Thür und ein Schlüsselloch. Da zog er seinen goldenen Schlüssel, den ihm das Männchen gegeben hatte, aus der Tasche, und wie er ihn hineingesteckt hatte, sprang die Thür auf und er sah eine Treppe, da stieg er tief hinab und kam in eine Kammer, da hingen die schönsten Kleider an den Wänden mit Gold und Silber und Edelsteinen, und er ging weiter in die zweite Kammer, da sah er große Haufen von Goldstücken, und Silber und kostbare Steine auf der Erde liegen, und in der dritten Reihe standen eine Menge Pferde, und das schlechteste war schöner als die in des Königs Marstall. Da zog sich der Dumme ein schönes Kleid an, das war von Silber, steckte sich aber die Taschen voll silberner Thalerstücke, und nahm ein weißes Pferd und ritt heraus und schloß die Thür wieder zu, und da rief's: Komm noch zweimal wieder! Und er ritt an den Glasberg und Niemand kannte ihn, und Alle fragten: Wer ist der fremde Prinz? Und dem Trompeter, der vor

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_105.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)