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48. Der König von Papierland und von Kummerland.


Es war einmal ein lustiger Student, der wurde von der hohen Schule relegirt, weil er seinem Jugendübermuthe zu sehr den Zügel schießen ließ. Seine Bücher und Alles, was seine ohnehin armen Aeltern ihm mitgegeben hatten, als er auf die hohe Schule ging, war schon längst verkauft, und so zog er an einem rauhen Tage im dünnen Sammetröckchen und mit einer kleinen Studentenkappe bedeckt, in die weite Welt. Nachdem er eine Zeit lang gegangen war, kam er in den Wald, und da fror ihn gar sehr und die Nacht brach auch herein, und er wußte nicht, wo er sein Haupt hinlegen sollte. Da sah er auf einmal im Walde ein Häuschen stehen, und da stand eine alte Hexe in der Thür, die winkte den jungen Burschen zu sich, der ging auch richtig zu ihr ins Haus. Darauf wies sie ihm sein Nachtlager an, und er schlief die ganze Nacht hindurch und erhob sich neugestärkt am andern Morgen, um weiter zu ziehen. Da wollte ihn die alte Hexe nicht unbeschenkt ziehen lassen und gab ihm einen Mantel, der ihn unsichtbar machte, so oft er ihn umhing, einen Ring, der ihn allwissend machte, wenn er ihn an den Finger steckte, und eine Wurzel, vor der alle Thüren aufsprangen. Die Wurzel steckte der Student in seine Rocktasche. Den Mantel hing ihm die Hexe gleich selbst um und dabei sprach sie: „Es schadet nichts, wenn er dich jetzt sogleich auf deiner Reise auch unsichtbar macht, er hält doch warm und schützt dich vor dem Frost, der dich in dem dünnen Röckchen gewaltig plagen würde.“

Von nun an sann der Student auf nichts als tolle

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_144.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)