Seite:Proehle Kinder- und Volksmaerchen A 029.jpg

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am Schlusse ergänzt durch eine abweichende gleichfalls oberharzische Tradition, welche mir selbst zu Ohren gekommen war. In dieser Fassung enthält das schon bei Grimm und bei Bechstein, sowie mit einem schwankartigen Schlusse bei Wolf (vergl. übrigens auch „Aus dem Harze“ S. 87, wo Hackelberg Gevatter steht und die Goldstücke dabei wenigstens nicht fehlen) stehende Märchen mehrere neue Züge, wohin ich hauptsächlich rechne, daß der Doctor Tod, welchen Namen der Pathe des Todes nach Schulze's Mittheilung annimmt, zuletzt selbst sein Lebenslicht putzen will und es dabei versieht, was freilich der Tod vorher zu wissen scheint. Dieser Zug ist sehr poetisch, denn der Tod des jungen Arztes ist hier die ganz natürliche Folge des frevelhaften Spiels, das er sich gewöhnt hat, mit Tod und Leben zu treiben.

Von dem prächtigen Märchen Nr. 12: Die sieben Frauenbilder und der König der Todten, ist mir in frühern Sammlungen (abgesehen von der Einkehr des jungen Königs bei einem Hirten, wozu vergl. bei Meier die Einkehr bei einem Schuster in Nr. 72: „Der König Auffahrer des Meeres“) kaum einmal eine Andeutung begegnet, ebenso wenig als von der chevaleresken Erscheinung des „Königs der Todten“ selbst. Auch bei ihm ist übrigens der im Ganzen gutmüthige Charakter von „Gevatter Tod“ nicht zu verkennen. Und wenn man auch aus seinem moosbewachsenen Königsschlosse nichts zu machen wüßte (wiewol ja auch schon bei Wolf der Tod in einem Schlosse wohnt), so steht es doch mit unterirdischen Höhlen in Verbindung, in welchen der König der Todten die ihm übergebenen Schätze verwahrt, und in der wir seine ursprüngliche Wohnung wiedererkennen, wo sein schlichter bäurischer

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite XXIX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_A_029.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)