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das Schloß zu kommen.“ Andere aber sagten: „Und wenn er auch käme – sollten wir ihn denn nicht trotz all seiner List erkennen? Habt Ihr denn nicht gesehen, daß er blaue Augenbrauen hatte, daran er vor allen andern Menschen kenntlich ist?“

Der König aber ließ bekannt machen: „Wenn Der, welcher den Räuber vom Galgen geraubt und die andern Schelmenstreiche verübt habe, sich ihm selbst anzeige, so solle ihm Alles geschenkt sein und zum Lohn für seine Geschicklichkeit solle er die Prinzessin zur Frau haben.“ Am andern Morgen standen die Soldaten vor dem Schlosse auf Wache und war ihnen noch der Befehl ertheilt, daß sie den Schelm, sobald sie ihn fänden, ergreifen und gar nicht mit dem König reden lassen, sondern bevor er sein Bekenntniß abgelegt hätte, an den Galgen hängen sollten.

Weil aber der Lehrling die Soldaten des Königs scheute, so färbte er sich an diesem Morgen seine blauen Augenbrauen grün und ritt getrost auf seinem alten Schimmel und in Soldatenkleidung nach dem Königsschlosse. Als die Soldaten seine grünen Augenbrauen sahen, sprachen sie zu einander: „Er ist es nicht!“ und mußten danach die Strafe leiden.

Der Lehrling aber legte vor dem König ein freimüthiges Bekenntniß ab und erhielt die Prinzessin zur Frau.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/176&oldid=- (Version vom 1.8.2018)