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er das Kreuz und wollte die Burg seiner Väter und das Land verlassen. Aber auch der jüngere Bruder faßte noch den nämlichen Entschluß.

Der alte Vater bat dringend, daß einer der Brüder von seinem Entschlusse, an dem Kreuzzuge teil zu nehmen, abstehen möge. Dem jüngeren Bruder hätte dies wohl um seiner Braut willen zunächst obgelegen. Allein er widerstand allen Bitten und der ältere Bruder blieb endlich als Hüter und Beschützer seines alten Vaters und des Edelfräuleins zurück.

Seine Liebe konnte der ältere Junker nicht überwinden. Aber die Jungfrau hielt ihrem Verlobten eine unverbrüchliche Treue. Den alten Ritter jammerte seines daheim gebliebenen Sohnes. Damit derselbe das liebende Paar, wenn der Bruder aus dem gelobten Lande heimgekehrt wäre, wenigstens nicht täglich in seinem Glücke vor Augen hätte, so baute der Vater in der Nähe der Burg Sternberg die Burg Liebenstein, wo sein jüngerer Sohn dereinst mit seiner Gattin wohnen sollte.

Allein dieser kehrte endlich mit einer schönen Griechin zurück, mit welcher er schon vermählt war. Das Edelfräulein war tief gekränkt, ohne daß ihr Herz sich noch in Liebe dem älteren Bruder zugewandt hätte. Zwischen beiden Brüdern kam es sogar noch zum Zweikampfe. Das Edelfräulein trennte aber die feindlichen Brüder. Dann wurde es eine Nonne im Kloster Marienberg, der ältere Bruder aber ein Mönch im Kloster Bornhofen. Der jüngere Bruder lebte mit seiner Griechin auf der Burg Liebenstein, aber bald hatte sie ihn treulos verlassen.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/129&oldid=- (Version vom 1.8.2018)