Andernach hat seinen Namen von einem Kastell, welches Drusus zwölf Jahre vor Christo im Auftrage des Kaisers Augustus hier anlegte und Antenakum nannte. In dem wilden Kampfe der Bataver unter Claudius Civilis gegen die römische Herrschaft ist die Stadt gänzlich zerstört, in den nachfolgenden Friedensjahren jedoch wieder aufgebaut worden. In der Mitte des vierten Jahrhunderts wurde Andernach abermals durch die Franken und Allemannen zerstört. Kaiser Julian baute es nach der Schlacht bei Straßburg gegen die Allemannen 357 von neuem auf und befestigte es. In der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts war Andernach der letzte Waffenplatz der Römer am Rheinstrome. 428 nahm der römische Statthalter Aëtius hier seinen Sitz. Siegreich behauptete er ihn mit seinen Legionen gegen den Hunnenkönig Etzel. Als die Römerherrschaft geendet und das Regiment der Merowinger festen Fuß gefaßt hatte, nahmen diese hier ihren Wohnsitz. Andernach und Metz waren die Hauptstädte der merowingischen Herrschaft und sind es geblieben, bis Pipin der Kurze 752 dies Geschlecht stürzte. Am 8. Oktober 876 fand vor den Thoren von Andernach die Schlacht statt, in welcher Ludwig der Jüngere seinen Oheim Karl den Kahlen und 50 000 Gallier besiegte. Auch damals stritt man um den Besitz des linken Rheinufers. Es war aber wohl die erste Schlacht, in welcher Deutsche den Franzosen gegenüber standen. Gerade tausend Jahre später, am 8. Oktober 1876, hat
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/146&oldid=- (Version vom 1.8.2018)