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Siegfried auf dem Drachenfelsen.

Bei dem Heldengedichte von den Nibelungen kann nicht gut an den Drachenfelsen gedacht werden; es müßte denn sein, daß man den Kampf mit dem Drachen, durch dessen Blut Siegfried die Hornhaut erhält, nach dem Drachenfelsen verlegen wollte, was nicht recht passend ist. Von dem Heldengedichte: die Nibelungen, dessen Inhalt zu Anfang dieses Buches erzählt ist, weicht jedoch das Volksbuch „der gehörnte Siegfried“ wesentlich ab. Die Haupthandlung in diesem Volksbuche nach dem Drachenfelsen zu verlegen, liegt ziemlich nahe, und so möge für diejenigen, welche gewohnt sind, bei dem Drachenfelsen auch an Siegfried zu denken, der Inhalt des Volksbuches, wenn auch kürzer, hier gleichfalls erzählt werden. Jedenfalls geht auch der gehörnte Siegfried wohl vom Rheine aus. Die Art aber, wie er seine Florigunde gewinnt, ist eine ganz andere als diejenige, wie der Siegfried des Heldengedichtes seine Kriemhilde heimführt.

Siegfried, auch im Volksbuche bereits mit der Hornhaut versehen, aber hier noch zu jung für den Ritterschlag, begibt sich an den Hof des weltberühmten Königs Gilbald, welcher zu Worms am Rheine Hof hält. Dieser hatte eine wunderschöne Tochter mit Namen Florigunde. Als sie einst an einem heißen Mittage am Fenster stand, nahte sich ihr ein ungeheurer Drache. Er verbreitete einen solchen Feuerschein, daß die ganze

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/204&oldid=- (Version vom 1.8.2018)