In einem alten Gedichte, „Lobgesang auf den heiligen Anno“, wird unter anderem erzählt:
„Trier war eine alte Burg, sie zierte der Römer Gewalt, von dannen man unter der Erde den Wein sandte ferne mit steinen Rinnen den Herren zu liebe, die zu Köln waren seßhaft, gar mächtig war da ihre Kraft.“
Mit dieser Sage steht folgende Sage vom Kölner Dombau in Verbindung.
In deutschen wie in welschen Landen gab es um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts keinen, der dem Meister Gerhard von Rile glich in der Kunst des Bauens. Keinen gab es aber auch, der ihm an Hochmut und Vermessenheit gleich kam. Mit vielem Fleiß hatte er dem Bau des Kölner Domes sich hingegeben. Das Chor stand schon stattlich in schöner Vollendung da, als der Meister eines Tages oben vom hohen Krahne herab voll Freude sein Werk betrachtete. Mit einemmale hatte sich ein Fremder zu ihm gesellt. Ein feuerfarbener Mantel umgab ihn, und eine rote Hahnenfeder schwankte auf seinem schwarzen Barett. Er grüßte den Meister Gerhard, und auf dessen Befragen erklärte er ihm, daß er ein Baumeister aus welschem Lande sei, an dessen Kunstfertigkeit wohl die eines anderen nicht heranreichen werde. „Oho,“ meinte Meister
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)