schenken. Doch nun nimm, wenn Du selbst es nicht willst, für Deinen Sohn dies Lehen an. Nimm an die Stadt London und eine Grafenkrone für ihn!“
„Nein, Herr“, erwiderte ich, „es geht nicht an. Ein Kaufmann hat wohl mit Kronen zu schaffen, doch sind’s dann nur gemünzte.“
„Edle Herren“, sprach da mein Sohn, „verschont uns mit Kronen und mit Waffen, laßt meinen Vater und mich zurückkehren, es wird das Beste für uns sein.“
Doch Irenen’s süßer Mund ließ nicht ab mit Bitten, ich mußte ihr versprechen, doch wenigstens zur Abschiedsstunde ein Kleinod von ihr anzunehmen.
Nun kamen die Ritter, denen der König auf mein Bitten die Sühne ihrer Vergehen erlassen hatte. Sie küßten den Saum meines Mantels und begleiteten mich im Triumphe durch die Straßen, wo die jauchzende Menge mich empfing.
Der Tag des Abschieds kam, und alle weinten, wie ich selber mit weinte. Dann erschien die holde Königin Irene, brachte mir gar viel des kostbarsten Geschmeides und sprach: „Lieber Vater, nimm dies für dich und meine gute Mutter, die mich so lange pflegte, zum Angedenken mit.“ Da nahm ich, um sie nicht zu kränken, eine Spange und dies Brustgeschmeide. Mein Weib erfreute die Spange unsäglich, die sie stets trägt, und das Geschmeide hege ich als Kleinod an meiner Brust.
Trübe sahen sie mich scheiden und blieben am Gestade, bis wir einander entschwanden.
„Als ich nun heimkehrte, ward dem Volke vieles vorgerühmt von meinen Thaten, ausgeschmückt, überblümt! Da gab es mir denn – ohne Grund – den Namen des Guten. Ihr wißt wohl, hoher Herr, daß ich dazu nicht gut genug bin. Ich habe Euch ja erzählt, wie ich erst so langsam zum guten Entschlusse kam, wie erst der Engel im Traum mich heftig dazu antreiben mußte. Dazu trat ich nun heute als meines eigenen Lobes Verkünder Euch entgegen. Ach, glaubt nur, um recht hoch bei Euch zu steigen, verhehlte ich Euch Manches, was Euch, wüßtet Ihr’s, wohl Fehler auf Fehler meines Herzens zeigen würde.“
Als der gute Gerhard ausgesprochen, konnte der Kaiser, der ihm
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/251&oldid=- (Version vom 1.8.2018)