beschlossen ihr Leben in ihrer Art glücklich und zufrieden hie und da in einer stillen Klause am Rhein.
Hans Brömser gehörte nicht zu den Rittern, die sich in eine bemooste Waldzelle am Rheine sehnten, sondern er sehnte sich bloß nach seinem Weinkeller auf dem Brömserhofe zu Rüdesheim. Als er aber auf der Heimreise einst im Nachtrabe dahinritt, wurde er noch von den Sarazenen gefangen genommen und in den Kerker geworfen.
Hans Brömser betete nun inbrünstiglich, daß Gott ihn möge aus dem Kerker befreien; er gelobte ein Kirchlein neben seiner Burg zu bauen, sobald er wieder zu seinem Weibe und seinen Kindern gelangt sein würde.
Als er dieses Gelübde gethan hatte, sah er dicht neben sich in einen Winkel seines Kerkers und erblickte eine scharfe Feile, mit welcher er augenblicklich seine Ketten lösen konnte. Dadurch wurde er frei, denn als er an die Thür des Kerkers ging, fand er, daß sie offen war. Mochte nun aber ein Wunder geschehen sein infolge seines Gebetes und seines Gelübdes oder waltete bloß der Zufall so ungemein zu seinen Gunsten: genug, als er auf den Hof kam, stand auch sein Pferd gesattelt da und seine Damascenerklinge nebst dem Kreuzschilde lag daneben.
Brömser trabte nun rasch davon. Ein Luftzug erfrischte ihn an dem rötlichen Morgen unter den Palmen und der leichtfertige Mann vergaß ein Dankgebet gen Himmel zu senden. Wohl aber gedachte er an die vollen Humpen mit Rüdesheimer Weine, von denen er nach seiner Heimkehr einen nach dem andern leeren wollte.
Als er diesen Gedanken schon etwas länger als billig war nachgehangen hatte, da verschwanden plötzlich die Palmen und bald mußte er in einen dunklen Eichenwald hineinreiten. Bei dem Grauen, das derselbe in ihm erregte, verfinsterten sich zwar seine Gedanken wieder etwas, doch fiel ihm noch immer nicht ein, daß er sein Dankgebet vergessen hatte. Da kam er plötzlich an eine schauerliche Höhle, aus welcher ein scheußlicher Drache hervorsprang. Diesen hätte nun zwar der Ritter mit der trefflichen Klinge, die er in Damaskus gekauft hatte, wohl nicht überwinden können, denn der Drache umzingelte Hans Brömser samt seinem Rosse und der Damaszenerklinge. Doch Hans Brömser stieß ihm endlich seinen Kreuzschild in den geöffneten
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/84&oldid=- (Version vom 1.8.2018)