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Gerücht, dass die Gabrin eine den Muhamedanern gehörende Kapelle, welche hochgeachtet war und als bekannter Wallfahrtsort diente, entweiht hätten, indem sie nachts in das Heiligtum einen toten Hund hineingeworfen hätten. Wie erlogen eine derartige Beschuldigung auch sein mochte, reichte sie dennoch aus, um die Wut der Muhamedaner zu entzünden. In solchen Fällen suchen sie nicht mehr nach Beweisen, besonders wenn es der Serdar selbst in Gemeinschaft einiger Mollahs behauptet.

Es war Nacht, eine jener dunklen Nächte, welche Ariman für seine schwarzen Diener bereitet … In wenigen Augenblicken waren die Stadtteile der Gabren mit einer Menge wütender Muhamedaner erfüllt. Flamme und Eisen vernichteten auf die unbarmherzigste Weise die Kinder des „Heiligen Volkes“ …

In diesem schaurigen Augenblicke dachte ich unwillkürlich an Gamar. Ich stürzte wie wahnsinnig nach der Wohnung meines Meisters. Die Nacht umhüllte die Umgegend, die Stadt selbst war aber durch den Brand wie am hellen Tage erleuchtet. Ich weiss nicht, welche göttliche Macht mich unversehrt bis zum Hause des Meisters geführt hatte … es stand hoch in Flammen. Ich erblickte die Leiche des Meisters, welche im Blute gebadet in der Nähe

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Raffi: Bilder aus Persien und Türkisch-Armenien. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:RaffiBilderAusPersienUndT%C3%BCrkischArmenien.pdf/17&oldid=- (Version vom 24.7.2016)