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diesen am Tage so stillen und lautlosen Mauern, nachts die entsetzlichsten Stimmen sich vernehmen lassen, dass um die Ringmauer herum, ohne sich weit davon zu entfernen, unzählige Gespenster wandeln, tanzen, singen und ihre teuflischen Spiele vollführen … Mit Tagesanbruch verschwindet dann alles und wiederum tritt Todesstille ein, wiederum sind es bloss die stummen Ringmauern, die sich majestätisch mitten in der Wüste erheben …

Der abergläubische Perser naht nie dieser Stätte und selbst bei hellem Tage ist da kein menschliches Wesen zu erblicken. Ein riesenhafter Lämmergeier schwebt allein über den Mauern, weite Kreise in den Lüften liebend, als ob er der Geist eines der Gespenster wäre …

Da, nicht weit von der Ruine, erhebt sich Rauch – ein Zeichen menschlicher Ansiedelung – und zieht mit unwiderstehlicher Kraft den einsamen Reisenden an. Der Rauch entweicht aus einer unterirdischen Behausung, deren Dach sich kaum über die Bodenfläche erhebt. Ein enger Eingang ohne Thür führt in das Innere der Wohnung. Es ist eine Höhle, feucht und dunkel, wie ein Grab. In einem Odschach (Kamin), welches in einer Ecke eingegraben ist, verglühen ein paar Holzstücke,

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Raffi: Bilder aus Persien und Türkisch-Armenien. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:RaffiBilderAusPersienUndT%C3%BCrkischArmenien.pdf/6&oldid=- (Version vom 24.7.2016)