Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 052.jpg

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und Gefühle, über einerley Gegenstände sie veranlaßt haben müßen.

Zur Besezung dieses Trauerspiels gehören nothwendiger, als bey irgend einem andern, lauter Meister und Meisterinnen der dramatischen Kunst, denn fast in iede einzelne Rolle hat der Dichter extreme Schwierigkeiten gelegt, und wenn eine oder gar mehrere mangelhaft durchgeführt werden: so kann auch das perfecteste Spiel in den übrigen den durch erstere dem Ganzen zugefügten Schaden nicht heilen. In einer durchaus vollendeten Darstellung dieses Stüks denke ich mir daher eine theatralische Seltenheit, welche wenigstens meinen Erfahrungen, ob ich gleich den Hamlet in Leipzig, Dreßden, Frankfurt am Mayn, und Cassel, oft aufführen sahe, noch Nirgends entgegen getreten ist.

Auf unserer Bühne war heute Herr Löhrs als König von Dänemark angestellt, und spielte ihn gerade in der nemlichen Mensur, wie den Christiern im Gustav Wasa, mithin gar nicht characteristisch. Hamlets Oheim ist ein heimlicher Bösewicht, aber kein offenbarer Tyrann. Er wagt