Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 140.jpg

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Stegmann vogeschrieben. Für die Zwischenacte hat der iüngere Herr Eule in Dreßden sehr empfehlende Beweise seines Fleißes, und seiner Fortschritte in der Tonkunst, bearbeitet.

Der eigentliche Inhalt dieses Schauspiel befaßet die intereßantesten Scenen aus der leztern Lebensperiode des in der Geschichte der ältern französischen Chevallerie so berühmten Bayard, dem sie den Zunahmen: der Richter ohne Furcht und Tadel beylegt, und hängt um deswillen nicht in einer Haupthandlung zusammen, sondern theilt sich in mehrere einzelne, deren iede den Stempel des individuellen Intereße trägt. Nach dieser Mensur muß daher auch ich eben diesen Inhalt, da das Stük hier aus dem Kozebueischen Manuscripte gespielt wird, vortragen.

Bayard hat unter der Regierung, und im Militair-Dienste Franz des ersten, König von Frankreich, Brescia mit Sturm erobert, ist aber verwundet und dadurch vom Lager der königlichen Armee, und von ihren weitern kriegerischen Operationen, eine Zeitlang entfernt worden. Lucrecia Gritti, eine edle Wittwe in Brescia, hat den Verwundeten in ihr Haus aufgenommen; unter ihrer und ihrer beyden Töchter sorgsamen Pflege ist er mehrentheils genesen – Das müßige Leben wird ihm äußerst lästig, er läßt sich von den Vorschriften seines bedenklichen Wundarzt nicht länger zurückhalten, sondern beschließt seine baldige Abreise ins Lager unwiderruflich. Miranda, Lucreciens älteste Tochter, hat leidenschaftliche Liebe für Bayard gefaßt, die er aber nicht erwiedert, weil nur Eine, die er schon als Jüngling liebte, in seinem Herzen herrscht, er dieser Einen treu bleiben will bis in den Tod. Diese Eine, Blanka, lebt ohne sein anfängliches Wißen in Brescia, ist aber an einen Mayländer, Paolo Manfrone verheyrathet. Sie hat ihm, nach langer Trennung, und in weiter Entfernung, von Bayard, um ihre dürftigen Eltern vom Untergange, vom armseligsten Elende, zu retten,