Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 1.djvu/126

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Auge schlüpft mit Leichtigkeit an ihren Umrissen weg, verliert sich in den Sinuositäten ihrer Ründung, wird aber zugleich durch die Abstufungen ihrer hinter und unter einander geordneten Theile aufgehalten, und zum Zusammenfassen des Ganzen aufgefordert! Hier erst mischen sich sanfte Gefühle mit anstrengenden, und bringen jene nähere, innigere Verbindung des Auges mit der angeschaueten Form hervor.

Findet sich nicht etwas Aehnliches in der Wirkung der Töne auf mein Ohr! Stehen nicht der gezogene Ton der Flöte und der angreifende der Silberglocke in eben dem Verhältnisse zu einander, wie die Berührung des sanften Körpers zu der Berührung der Körper von undurchdringlicher Glätte? Oder wie das gedämpfte Licht der himmelblauen Farbe zu dem Glanze der rothen? Und ist es nicht der Laut der Menschenstimme oder der Harmonika, der beyde Vorzüge des flötenden Tönens und des silberhellen Klanges mit einander verbindet, und uns dadurch am reitzendsten scheint und am stärksten anzieht? Sind es nicht die ausgehaltenen Züge der Nachtigallskehle, die mit schmetternden Wirbeln wechseln, welche das Ohr zugleich dehnen und aufschwingen, und dadurch diesem Organe die höchsten und zugleich bindendsten Wollustgefühle zuführen?

Verhält sich nicht der Geschmack des brennenden Gewürzes zu dem der schmelzenden Pfirsche[WS 1], wie der durchdringende Klang des einen Instruments zum weichen Tone des andern? Und ist nicht die Ananas darum von so überschwenglichem Wohlgeschmack, weil sie das Anstrengende des einen mit dem Auflösenden des andern verbindet? Eben diese Beobachtungen treffen auf gewisse Wohlgerüche zu, wenn wir den Eindruck, den bloß

Anmerkungen (Wikisource)

  1. die Pfirsche: der Pfirsich