Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Erster Theil | |
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ursprünglichen Geschlechtscharakter, zu dem Gefühle ihrer zärteren Organisation, zurückführt.
Wir würden diese Erfahrungen mit mehrerer Sicherheit und viel allgemeiner machen, wenn nicht in unsern policierten Staaten die Cultur der Seele einen so großen Einfluß auf unsere ursprüngliche physische Organisation hätte. Denn vermöge dieser theilt sich die moralische Stärke oft der physischen Schwäche mit. Auch modificieren die Begriffe des Schönen oft die Ueppigkeit und die Lüsternheit. Inzwischen finden wir doch noch oft den moralischen Helden von riesenmäßiger Natur an dem Mädchen hängen, dessen Reitze nur in Zierlichkeit und Jugend bestehen, finden oft die nervenkranke Dame von starkem Geiste an dem Manne hängen, der eine Messalina bezaubert haben würde.
Am deutlichsten aber zeigt sich die Wahrheit meiner Bemerkungen bey den Aeußerungen der Lüsternheit, welche die Sitten verdammen, indem sie der Schamhaftigkeit und der Bevölkerung so leicht nachtheilig werden können. Denn die Unglücklichen, welche der Lüsternheit auf diese unerlaubte Art huldigen, werden, so lange sie im Gefühl der Stärke ihrer Organisation sind, von zarten Körpern ihres Geschlechts gereitzt, und so wie sie durch Ausschweifungen sich entnervt fühlen, macht das reifere Alter denselben bedauernswürdigen Eindruck auf ihre Weichlichkeit.
Der Anstand verbietet mir mehr hierüber hinzusetzen. [1]
- ↑ Mit diesem Kapitel, so wie mit diesem ganzen Buche, muß das 8te Buch verglichen werden.
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Erster Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_1.djvu/152&oldid=- (Version vom 1.8.2018)