Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 1.djvu/162

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Gemüth stößt auf eine Person, durch deren Vorstellung es wonnevoll gezärtelt wird, weil es sich zart fühlt, und mehr gezärtelt seyn will; – wir sympathisieren mit ihrer Zartheit.

Beyspiele einer solchen Sympathie der Seele mit dem Gleichartigen wird das folgende Buch in Menge aufweisen. Allerwärts wo der Mensch, der sich vermöge seiner innern Einrichtung, oder seiner dermahligen Stimmung aufgelegt zur Stärke fühlt, um noch stärker zu werden, die Annäherung von Personen wünscht, in deren Charakteren und Verhältnissen Ernst, Gründlichkeit, Festigkeit, vordringende Thätigkeit, Macht, Großheit, Unruhe, Mannigfaltigkeit, u. s. w. Hauptzüge ausmachen, – und durch Aneignung ihrer Eigenschaften, durch Versetzung in ihren Zustand seine Spannung erhöhet; – in allen diesen Fällen huldigt der Mensch der Sympathie mit dem gleichartigen Starken.

Hingegen in allen Fällen, worin der Mensch, der sich seiner ganzen Einrichtung oder seiner dermahligen Stimmung nach zart fühlt, um noch zärter zu werden die Annäherung von Personen wünscht, in deren Charakter und Verhältnissen Biegsamkeit, Gefälligkeit, Feinheit, Emsigkeit, Niedlichkeit, Ruhe, Einfachheit, u. s. w. Hauptzüge ausmachen, – und durch Aneignung ihrer Eigenschaften, durch Versetzung in ihren Zustand seine Zärtelung erhöhet; – in allen diesen Fällen huldigt der Mensch der Sympathie mit dem gleichartigen Zarten.

Hiervon ist die Ueppigkeit der Seele verschieden.

Unser Gemüth kann sich den spannenden oder zärtelnden Gefühlen bloß überlassen, mit denen es von dem Bilde eines Wesens angegriffen wird; es kann sich aber auch seinen Angriffen entgegen bieten, auf das Wesen