Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 1.djvu/218

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ist nun sein Freund? Derjenige, der ihm zur Seite ficht in der Schlacht und beym Angriff wilder Thiere: derjenige, der an seiner Seite den Schädel des erschlagenen Feindes am häufigsten ausleert und die stärkste Lache neben der seinigen aufschlägt; kurz, der Waffenbruder, der Genosse seiner Gefahren und Belustigungen.

Das Weib unter eben diesen rohen Völkern liebt dagegen das Gefühl physischer und geistiger Allmähligkeit; abwechselnde Beschäftigungen, Emsigkeit ohne Anstrengung. Daher der Geschmack dieses Geschlechts an Besorgung des wirthschaftlichen Details und des Putzes; daher sein Tändeln und Geschwätz bey geselligen Zusammenkünften zur Erheiterung. Daher auch zum Theil die Neigung der Weiber zur Wartung kleiner Kinder, und zum Kosen mit ihnen. Das ist ihre Natur, die engste Sinnlichkeit ihres Geschlechts. Und wen nennt nun die Frau unter den Wilden ihre Freundin? Diejenige, die eben so gefällig als gewandt ihr die häusliche Arbeit mit angreifend erleichtert, beym Geschwätz ihr das willigste Ohr und die geläufigste Zunge leihet, und bey ihren mütterlichen Sorgen und Freuden ihr ein theilnehmendes Herz darbietet.

Was liegt aber bey diesen Freundschaften zum Grunde? Offenbar dieß, daß die Vereinigten, wenn es Männer sind, wechselseitig fühlen, wie das Beyspiel eines ähnlich starken, abgehärteten, ausdauernden Wesens sie selbst stärker, abgehärteter, ausdauernder macht; wie der wilde Ausbruch der Freude des einen die Freude des andern verstärkt; und wie sie beyde bey ihren Vertraulichkeiten darauf rechnen können, daß der andere die Begünstigungen und Versagungen ihrer Lieblingstriebe ganz fühlen und verstehen werde, weil sie vermöge der