Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 1.djvu/24

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Dieser Begriff, dieser Sprachgebrauch, beydes läßt sich als wahr und zweckmäßig vertheidigen, in so fern es nur dazu dienen soll, den Grund der Angemessenheit meines Zustandes zur Begünstigung meines Grundtriebes nach Wohlbestehen, den Grad der Lust meines Wesens, gleichviel woran, zu bestimmen und zu bezeichnen. Nehmen wir aber zugleich Rücksicht auf das Verhältniß, in welches unser zur Wollust und Wonne gereitztes Wesen gegen äußere Gegenstände geräth; so ist jene Bestimmung keinesweges zureichend. Wir verlangen sodann zur Begründung des Begriffs der Liebe nicht bloß eine Zuneigung zu unserm selbsteigenen Zustande, sondern auch zu den äußern Gegenständen, mit denen wir dabey ins Verhältniß kommen. Wir müssen uns diesen bey dem Gefühle der Wollust und Wonne gern annähern. Diejenige Lust, die wir bey gelingender Flucht oder Abstoßung äußerer Gegenstände empfinden, wird nicht Liebe genannt werden dürfen, wenn wir bestimmt reden wollen. Der Grund liegt am Tage; sie ähnelt zu sehr dem Genügen des fortwährenden oder gestillten Bedürfnisses.

Aber auch nicht jede Wollust und Wonne, die bey der Annäherung an äußere Gegenstände empfunden wird, kann in bestimmterer Bedeutung Liebe genannt werden. Wir nähern uns oft mit Wollust und Wonne demjenigen, was uns umgiebt, in der Absicht zu zerstören, herabzuwürdigen, in Besitz zu nehmen, oder unthätig zu beschauen. Allein nur diejenige Begünstigung unserer Sinnlichkeit ist Liebe, die mit unserer Seelensympathie verbunden ist; mit dem Inbegriffe unserer Triebe, vermöge deren wir ein gemeinschaftliches