Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 1.djvu/284

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Viertes Kapitel.
Was der Liebe für Wollust und Wonne der Sympathie genommen, in Beziehung auf das fortwährende und gestillte Bedürfniß dieser Sympathie entgegensteht. Mitleiden.

Liebe ist Wollust und Wonne der Sympathie. Mitleiden kann folglich nie Liebe seyn. Es setzt eine Unlust zum Voraus, die wir dadurch empfinden, daß wir uns in den unangenehmen Zustand eines andern hineinversetzt haben.

Leiden wir auf eine uns widerliche Art mit; werden wir dadurch aufgefordert, auf alle mögliche Weise uns der Sympathie zu erwehren; so gehört die Unlust des Mitleidens der Antipathie, und das Gefühl, daß uns die Erwehrung gelungen ist, daß wir wieder ruhig sind, ist die Zufriedenheit der antipathetischen Triebe.

Ueberlassen wir uns aber der Wirksamkeit unsers Versetzungsvermögens, ob wir gleich zur Unlust dadurch gereitzt werden, so gehört die Empfindung allerdings der Sympathie; aber sie ist eine Versagung ihres Hanges, mithin keine Lust und auch keine Liebe. Wir empfinden nur das Bedürfniß, mit dem andern in den Ruhestand des Lebens zurückzukehren.

Zeigt sich Hoffnung für das fremde, uns assimilierte Wesen; oder tritt eine wahre Erleichterung seines Zustandes ein; so empfinden wir die Lust des bloßen Harrens, oder das Genügen des Bedürfnisses sympathetisch mit: ja, kehrt der andere völlig in den Ruhestand des Lebens zurück; so fühlen wir sogar die Zufriedenheit der Sympathie. Aber noch immer keine Liebe. Diese tritt erst dann ein, wenn wir in den Zustand der Ausgelassenheit