Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 1.djvu/305

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Zwölftes Kapitel.
Absonderung der Aufwallung der Geschlechtssympathie und der Sympathie mit dem Gleichartigen von dem liebenden Affekte.

Wer ist so verworfen, die vorübergehende Ueppigkeit oder Lüsternheit, welche ihm ein weiblicher Körper einflößt, für Liebe zu halten! Wer so ausgeartet, daß er behaupte: es liebe der Trunkenbold, der am Ende seiner Schwelgerey den unnennbaren Trieb bey der Tochter der Nacht befriedigt, die sein Auge nie sah, nie wieder sehen wird! Ha! so behauptet auch, es liebe jenes Thier, das man an Gestalt und Neigungen so gern zum Menschen herauf heben möchte, um sich selbst seiner Niedrigkeit weniger zu schämen; jene Affenart, welche, der Sage nach, unglückliche Mädchen hascht, sie zu ekelhaften Umarmungen zwingt, und dann mit mörderischem Zahne zerfleischt!

Aber auch die üppige Aufwallung der Seele, welche sie empfindet, wenn der Trieb nach Häuslichkeit bey ihr aufgeregt wird, wenn sie weich und zuvorkommend um den geselligen Beyfall des andern Geschlechts buhlt, nach dem Stolze des Besitzes der Person ringt; ja, selbst die Begeisterung für die Vorzüge einer Person vom andern Geschlechte, sind von der Liebe sehr verschieden. Verschieden ist gleichfalls von ihr die Aufwallung der Sympathie mit dem Gleichartigen.

Wer nur darum seinem Wesen das Geschlechtsähnliche eines andern anarten will, um sich stärker oder zärter zu fühlen; wer sich nur darum das Geschlechtsverschiedene eines andern Wesens angatten will, um sich