Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 1.djvu/46

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unserer Reitzbarkeit und Sinnlichkeit entwickeln, deren auffallende Verschiedenheit niemand verkennen wird. Wir können bey völliger Ruhe unsers Bestrebungsvermögens, und ohne Beachtung unsers eigenen Zustandes, bloß durch das Auffallende der Eigenthümlichkeiten eines Gegenstandes, den wir aus der Ferne wahrnehmen oder erkennen, zur Wollust und Wonne gereitzt werden. Der Hang, der dadurch begünstigt wird, gehört dem äußern und innern Anschauungssinn, und die Anlage zu dieser Ausgelassenheit des Lebens wird daher von mir, die Sinnlichkeit des Beschauungshanges genannt.

Wir können ferner in ein heftiges Verlangen nach dem Zustande der Vereinigung mit einem andern Gegenstande gerathen, den wir als ein Mittel zur Beförderung unserer Neigungen betrachten, und über die vollkommenste Stillung dieses Verlangens, durch den Gebrauch den wir entweder wirklich von ihm machen oder machen können, Wollust und Wonne empfinden. Die Anlage zu dieser Art der Ausgelassenheit des Lebens, die sich sowohl an unserm Körper als an unserer Seele äußert, nenne ich die Sinnlichkeit der Selbstheit. [1]

Wir können endlich in ein verweilendes Bestreben gerathen, den Genuß eines gemeinschaftlichen Daseyns und Wohls mit einem uns angenäherten, aber von uns noch verschiedenen Gegenstande, fortschreitend auszubilden, und die Begünstigung dieses Bestrebens kann uns mit Wollust und Wonne erfüllen. Die Anlage zu dieser Art der Ausgelassenheit des Lebens, die sowohl dem Körper


  1. Ueber die nähere Bedeutung dieses Worts siehe den ersten Excurs am Ende dieses Buchs.