Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 1.djvu/56

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unbekümmert darum, ob er sich selbst glücklich gefühlt habe oder nicht.

Aber ich will wirklich, daß die Menschen um mich herum gesund, zufrieden, fröhlich seyn sollen. Traurige, mißmuthige Menschen sind mir zuwider. Ha! da sehe ich eine ganze Gesellschaft vor mir, froh bis zur Ausgelassenheit. Sie lachen, ich lache mit! Nun sympathisiere ich doch wohl mit ihnen, nun freue ich mich doch wohl des gemeinschaftlichen Daseyns und Wohls? – Diese Gesellschaft, sagt mir ein dienstfertiger Nachbar, besteht aus Schauspielern, die eine angenommene Rolle spielen: ihr Frohsinn ist Schein, nicht Ausdruck wahrer Gesinnungen! – Was kümmert mich das! Stört mir nicht mein Vergnügen! Genug! ich eigne mir ihre Freude an! – O des selbstischen Menschen, der das Wohl anderer nur auf seinen Zustand als ein Mittel bezieht, um sich zu erheitern!

Weiter: ich reise durch ein fremdes Land, das von rohen Menschen bewohnt wird. Die Jagd ist gerade glücklich für sie ausgefallen, und ich treffe sie bey einem Feste an, das bestimmt ist, den zusammengebrachten Vorrath zu verzehren. Der Ausdruck ihrer Fröhlichkeit ist ungeheuchelt; ich theile ihn, ich eigne ihn mir an: und mit welcher Wonne! So glücklich sieht man doch keine Menschen in civilisierten Staaten! – Arme Menschen, ruft mir mein Genius zu: Morgen habt ihr nichts; Morgen werdet ihr Noth leiden! – Fort mit der Idee, ich reise in einem Augenblicke weiter: genug daß ich für diesen hier mit ihnen sympathisiere! – Nein! du sympathisierst nicht mit ihnen, du strebst nicht nach fortschreitender Vereinigung, nach Ausbildung