Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 1.djvu/69

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und unzusammenhängender mit der übrigen Welt wird das Ich, das durch Beziehung der äußern Gegenstände auf sein Wohl oder Weh gereitzt werden kann: um desto größer wird die Zahl der Wesen, die ich als mir entgegenstehend betrachten muß. Je näher es hingegen meinem Geiste liegt, um desto feiner wird das Selbst, um desto mehr gewinnt es an Umfang desto kleiner wird die Zahl der entgegenstehenden Wesen.

Aber dieß Selbst mag nun so grob oder so fein seyn, als es will, so ist es eines Zustandes von Wohl und von Weh, von Verbesserung und Verschlimmerung, von Vermehrung und Verminderung fähig. So bald ich nun zur Bestimmung meines Willens den Gewinn und den Verlust meines Selbstes vorgängig in Anschlag bringe, so empfinde ich Selbstheit. Besonders aber wird diese da erkannt, wo ich den Zustand meines Selbstes dem Zustande anderer vernünftigen Wesen entgegenstelle, den meinigen von dem ihrigen trenne, und, mit Vernachlässigung ihres Wohls, sie nur als Mittel betrachte, das meinige zu befördern.

Selbstheit ist daher die Neigung, unser Ich getrennt von andern Wesen zu beachten, und sich durch vorgängige Ueberschlagung unsers individuellen Wohls oder Weh’s in unserm Willen bestimmen zu lassen. In so fern wir unser Ich besonders vernünftigen Wesen entgegensetzen, ist Selbstheit die Neigung, diese, mit Vernachlässigung ihres Zustandes, auf das Wohl des unsrigen, wie Mittel zum Zweck zu beziehen.

Die Aufmerksamkeit, welche wir auf unsere Individualität und ihren Zustand, mit Vernachlässigung der Individualität und des Zustandes anderer Wesen, wenden,