Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 2.djvu/22

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Diese Zweckmäßigkeit oder Tüchtigkeit zu finden, ist das Geschäft der Vernunft.

Um aber über die Wahrheit und Zweckmäßigkeit eines Dinges zu urtheilen, muß nothwendig dieses Ding ein Ganzes seyn, das nach Gattung und Art, wenigstens einem empirischen Begriffe von seinem Wesen und seiner Bestimmung unterworfen ist. Wo dieß nicht der Fall ist, da können wir unmöglich ein Urtheil darüber fällen, ob es alles hat, und es in der Maße hat, um es allemahl wieder zu erkennen, und es allemahl als geschickt zu einer gewissen Bestimmung wieder zu finden.

Diese Gesetze des Verstandes und der Vernunft lassen sich nun auch auf das Edle anwenden, um das Allgemeingültige desselben zu beurtheilen.

Das Aesthetisch Edle ist nehmlich dasjenige Bild eines geistigen Wesens, das meinen Geist unter Leitung des Verstandes und der Vernunft mit Wonne an seiner bloßen Beschauung erfüllt.

Das Bild des Ganzen eines moralisch edeln menschlichen Geistes ist das Ideal, ist eine Art von Regel für alles übrige ästhetisch Edle.

Ein Geist, der sich aus freyer Selbstbestimmung alle Eigenschaften, welche das höhere Wesen des Menschen begründen, in möglichster Höhe, Ausdehnung und Bestimmtheit beyzulegen sucht; ein Geist, der möglichst wohlgeordnet in seinen verschiedenen Verhältnissen zu sich selbst während der ganzen Dauer seiner Existenz, möglichst angemessen den Verhältnissen der Dinge um ihn her, und dadurch geschickt erscheint zur Ausfüllung seiner Bestimmung, das Wohl aller vernünftigen Wesen zu befördern; – ein solcher Geist ist wahr, ist zweckmäßig.