Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 2.djvu/224

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Nach solchen Grundsätzen sucht sich der Mann, der Sinn für Wahrheit und Tüchtigkeit hat, in seiner Urbanität, der Bestimmung als Mensch eingedenk, darzustellen.

Aber er ist nicht bloß Mensch, er ist auch Person, und steht als solche im Verhältnisse zu Personen. Er denkt also darüber nach, die Achtung und die Liebe, die er für sich selbst und für andere in seine geselligen Aeußerungen legen will, nach seinem besondern Charakter im Verhältnisse zu dem besondern Charakter anderer Personen zu modificieren, und überall Angemessenheit erscheinen zu lassen.

Es ist seine Schuldigkeit als Mensch, in seiner Kleidung, in der Stellung seines Körpers, in seinem Ausdrucke durch Mienen, Worte und Geberden, Achtung und Liebe für sich selbst und für andere zu äußern. Wohl! Aber sollen diese Aeußerungen die nehmlichen seyn, er mag von heiterm oder melancholischem Charakter, er mag Greis oder Jüngling, er mag Hofmann oder Geschäftsmann seyn? Soll er sich eben so kleiden, stellen, geberden, reden, wenn er mit dem Bauer als wenn er mit dem Könige, wenn er mit der Dame aus der großen Welt, als wenn er mit dem Gelehrten zusammen kommt? Nein, er achtet, er liebt seine eigene Persönlichkeit! und die Persönlichkeit anderer neben seiner Menschheit; und dadurch wird er erst ganz wahr und zweckmäßig in seiner Urbanität, daß er in jedem Verhältnisse, worein ihn der weitere gesellige Umgang versetzt, denjenigen Begriff, diejenige Bestimmung ausfüllt, die als Mensch und als Person im Verhältnisse zu andern Menschen und Personen auf ihn zutreffen.