Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 2.djvu/269

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Lange bleibt die Rose bey allem Flehen des Liebhabers unbeweglich; jetzt fängt sie an in der zitternden Hand zu wanken; sie sinkt, sie hebt sich wieder auf, aber endlich fällt sie nieder! Wie anziehend diese Blume, dieses durch Liebe belebte Wesen! Und zugleich wie bestimmt, wie zusammenhängend, wie innerlich wohlgeordnet, wie angemessen zu den äußern Verhältnissen dieß Zeichen einer innern Empfindung! Welch ein schönes Ganze, als bloße Form betrachtet!

Deutlicher auf Liebe zurückweisend erscheint eben diese Form in der Erzählung von Marmontel, le Connoisseur. Celicour steht bey Agathen, als ein Feuerwerk vor dem Hause ihres Onkles abgebrant wird, an der Oeffnung eines Fensters. Die übrige Gesellschaft, aufmerksam auf das Schauspiel, bemerkt nicht unser Paar. Seine Hand findet die ihrige, und sein Zittern verräth die Bewegung, welche die zufällige Berührung in ihm hervorbringt. Sie will ihre Hand zurückziehen, er wagt es sie aufzuhalten. Ihre Augen begegnen sich; die seinigen bitten um Gnade. Sie fühlt, daß sie ihm wehe thun wird, wenn sie ihren Entschluß ausführt, und läßt ihre Hand liegen. Aber sie ist geschlossen, diese Hand; Celicour darf sie nach und nach entfalten, er darf sie zärtlich drücken; Sie erwiedert nicht den Druck, aber sie leidet ihn, und der Liebende, dreister nach dieser Gefälligkeit, zieht die geliebte Hand an sich. Er beugt ihr seine Brust entgegen, er führt sie an sein Herz! Nun will sie entwischen, aber er hält sie so lange gefangen, bis das schüchterne Wesen das Klopfen seines Herzens fühlt. O der magnetischen Kraft! o des Triumpfs! des Entzückens! Celicour braucht nicht mehr diese Hand anzudrücken; sie bietet sich selbst spähend seinen Herzschlägen entgegen! Ihre Blicke schmelzen