Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 2.djvu/28

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die wir bey der Erkenntniß eines Gegenstandes mehr von seinen Verhältnissen mit der Sinnenwelt, als von seinen Verhältnissen mit dem Reiche des Unsichtbaren abnehmen, macht seine Form aus. So ist am Menschen der Körper die Form, die Seele der Gehalt; an dem Körper, die Gestalt die Form, der Ausdruck in Mienen und Geberden der Gehalt; an der Seele das niedere Wesen die Form, das höhere der Gehalt; an jenem niedern Wesen der Seele: die Anlagen zur Empfindung und Bearbeitung dessen, was die Sinne reitzt, die Form; hingegen die Anlage zur Empfindung und Bearbeitung dessen, was die Phantasie und das Herz reitzt, so wie zur Unterwerfung unter die Regeln des Verstandes und der Vernunft, der Gehalt. Betrachtet man das höhere Wesen an uns, den Geist, für sich, so werden Verstand und Vernunft den Gehalt, die höhere Phantasie und das höhere Empfindungsvermögen hingegen die Form abgeben. In dem Verstande und der Vernunft wird wieder Sittlichkeit als Gehalt; Klugheit als die Form angenommen werden können: in der Sittlichkeit wird das Gesetzmäßige die Form; der Zweck, (das Wohl aller vernünftigen Wesen,) hingegen den Gehalt ausmachen: endlich wird in allem diesem das Ich, das immer Bestehende im Menschen, dem alle angezeigte Veränderungen zukommen, wie der Gehalt in der Form erscheinen.

Allemahl wird also das Aeußere dem Innern, das Körperliche dem Unkörperlichen; – das Vergegenwärtigte dem Geahndeten und Anerinnerten; – das Niedere dem Höheren; – der Sinnenreitz dem Reitz des Herzens und der Phantasie; – das Geistige dem Vernunftmäßigen;