Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 2.djvu/48

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Von diesem Bilde des absolut Vollkommnen ist das Bild des relativ Vollkommnen verschieden, das nur die Triebe nach dem Uebereinstimmenden, Wohlgeordneten, und weiterhin nach Wahrheit und Zweckmäßigkeit überhaupt begünstigt.

Jene Wonne an dem Bilde der absoluten Vollkommenheit gehört zu dem Edeln und zu dem Schönen: sie vereinigt beydes. Diese Wonne an dem Bilde des relativ Vollkommnen besteht sogar mit dem Niedrigen und Häßlichen. Caricaturen, ausgezeichnete Anekdoten von Dummheit, Niederträchtigkeit und Schädlichkeit können sie erwecken, wenn nur die Wahrheit und Zweckmäßigkeit des Bildes zur Darstellung des Häßlichen oder Verworfenen recht auffallend wird. Man sagt von solchen Bildern: sie sind vollkommen in ihrer Art.


Fünftes Kapitel.
Was heißt nun veredeln und verschönern?

Veredeln und verschönern heißt nun in einer für beyde Handlungen zutreffenden Bedeutung, die auch oft für vervollkommnen gilt, etwas fähig machen, den Beschauungshang in uns zur Wonne zu reitzen.

In so fern diese beyden Ausdrücke sich einander entgegengesetzt werden, heißt veredeln so viel, als den Gehalt eines Dinges fähig machen, den Geist zur Wonne der Beschauung zu reitzen; verschönern hingegen so viel, als die Form eines Dinges fähig machen, das niedere Wesen an uns zur Wonne der Beschauung zu reitzen.