Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil | |
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Verhältnisse übertragen werden können; und zwar um so mehr, da die Geschlechtszärtlichkeit aus einer Menge liebender Affekte jeder Art zusammengesetzt ist, und von einzelnen leidenschaftlichen Aufwallungen keinesweges frey gedacht werden mag.
Von der Aesthetik der Liebe ist nach meinen Begriffen verschieden, die Moral, die Politik, die Anstands- und die Klugheitslehre der Liebe.
Die Moral der Liebe ist der Inbegriff der Vorschriften, welche aus der Anwendung der Gesetze des Verstandes und der Vernunft auf die Verhältnisse des liebenden Menschen gegen das Reich vernünftiger Wesen, als solcher, fließen. Diese Vorschriften leiten unsere Liebe nach den Pflichten, die wir dem freyen, über das Leben hinaus fortdauernden, zur Vollkommenheit fortschreitenden Wesen in uns selbst, dem höchsten Wesen und der Menschheit schuldig sind. Sie haben Allgemeingültigkeit für alle Menschen, die ihren Zusammenhang mit
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_2.djvu/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)