Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/108

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die nehmlichen, wie in der des südlichen. Der Liebhaber muß sich durch ruhmwürdige Thaten vor den Augen seiner Geliebten auszuzeichnen suchen: dafür darf er öffentliche Beweise ihrer Gunst fordern, die seiner Eitelkeit schmeicheln, dem tapfern Ritter darf sich die Schöne ergeben: er muß aber seiner Seits verschwiegen, und von unverbrüchlicher Treue seyn. [1]

Daneben bestand eine sehr leichtsinnige Art, über die Liebe und über den Werth der Weiber zu denken. [2] Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, die Grundsätze, welche Gujart, ein Dichter aus dieser Periode, in seiner Kunst zu lieben vorträgt, hierher zu setzen, da sie die Aehnlichkeit mit denjenigen, welche in der Kunst zu lieben des Ovid enthalten sind, beweisen. [3]


  1. Beweise findet man beym Le Grand, Fabliaux, ou Contes du douxieme et troisieme Siecle: in den Geschichten: die drey Ritter mit dem Hemde: das Gespenst: das Lied von Laval: und das Thal der Ungetreuen. Ganz in diesem Sinne sind auch die Regeln der Liebe, die uns St. Palaye aufbewahrt hat. Es heißt unter andern darin: „Je freygebiger die Dame mit ihrer Gunst gegen euch ist, um so eifriger müßt ihr versichern, daß sie euch nichts gewährt. Laßt euch nie durch das Andringen eurer Freunde zur Verrätherey bewegen. Rühmt um so lauter die Tugend der Dame, je williger sie ist, euch damit ein Opfer zu bringen.“ S. 3ter Th. S. 399. in der deutschen Uebersetzung.
  2. Diese Denkungsart ist bey den Fabliers die häufigere. Man sehe die Erzählungen: das bezauberte Schwert: der übelgeschnittene Mantel: der Scharlachrock: die Franciskanerhosen u. s. w.
  3. Fabliaux et Contes du douxieme et treizieme[WS 1] Siecle par le Grand T. II. p. 61.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: troisieme (siehe Verbesserungen)