Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/248

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von Damen und Herren bey Landpartien dargestellt, die sich über die Natur der Liebe und ihre Pflichten unterreden. Andere haben verliebte Zweifel aufgeworfen und erörtert. [1]

Wenn im siebzehnten Jahrhunderte im Hôtel de Rambouillet zu Paris unter Mitwirkung des Kardinals von Richelieu und der Scudery noch eine Cour amoureuse gehalten wurde; so war dieß keinesweges etwas Ungewöhnliches, keine Erneuerung einer längst abgekommenen geselligen Unterhaltung; sondern eine der letzten Spuren von einer vorher sehr gewöhnlichen Belustigungsart. Man findet in der Astrée vom d’Urfé und in den Romanen der Scudery, des Calprenede, und anderer Verfasser aus dieser Zeit sehr viele Questions d’amour, die mit der damahls gewöhnlichen Förmlichkeit in geselligen Zusammenkünften erörtert und entschieden wurden.

Genug! ich glaube bewiesen zu haben, daß die sogenannten Cours d’amours nie zum Range fest organisierter Sittengerichte erhoben, sondern allemahl in der Klasse litterärischer Institute oder geselliger Belustigungen geblieben sind.


Aufzügen, Gerichtshaltungen, witzigen Unterredungen, u. s. w. die zum Zeitvertreib am Hofe der Venus beygetragen haben sollen.


  1. Dahin gehören unter den ältern die Dubbi amorosi di Gia Giacomo Canlandra Mantovano, welche bereits Equicola anführt: die Quistioni und Dubbi d’amore von Varchi, Zoppius, M. Agn. Firenzuola, Dominichi, Romei, die den von diesen Verfassern angezeigten Werken angehängt sind: Dubbi amorosi di Gia Franc. Loredano in Venezia 1652. u. s. w.