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Zwanzigstes Buch.
Denkungsart des Abendlandes über Liebe und Geschlechtsverbindung im zwölften und dreyzehnten Jahrhunderte. Erster Keim der Galanterie.


Erstes Kapitel.
Einleitung.

Nächst derjenigen Veredlung, welche die Schule des Sokrates den geselligen, auf Geschlechtssympathie beruhenden Verhältnissen gegeben hat, hat keine so viel Anspruch auf unsere Aufmerksamkeit, als diejenige, die wir als eine Geburt des Instituts der Ritterschaft ansehen, und mit dem Nahmen der Galanterie bezeichnen.

Diese Galanterie lebt noch, wiewohl in einem hinsterbenden Zustande, in der Cicisbeatura der Italiäner und Spanier fort, und wir suchen in ihr, vielleicht nicht mit Unrecht, den Grund zu den Regeln des Anständigen und Schicklichen im Umgange zwischen beyden Geschlechtern, die wir von allen kultivierten Ländern heut zu Tage angenommen finden.