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und eine magnetische Kraft existieren, so gibt es in diesem Punkt einen Energiestrom von der Größe

(31) .

In dieser Formel stellt das Vektorprodukt von d und h vor, d. h. einen Vektor, der senkrecht zu der durch d und h gelegten Ebene steht, und dessen Größe gegeben wird durch den Inhalt des Parallelogramms, das auf d und h als Seiten beschrieben wird. Der Energiestrom läuft in der Richtung, in der ein Korkzieher sich verschieben würde, wenn der Griff über den kleinsten Winkel von der Richtung von d in die Richtung von h gedreht wird.

Die Komponenten des Energiestroms werden gegeben durch[1]

(32) .

Das schönste Beispiel eines Energiestroms hat man in einem Lichtbündel, wo die periodisch wechselnde elektrische und magnetische Kraft senkrecht zueinander sind und zugleich senkrecht zu der Fortpflanzungsrichtung stehen. S ist hier senkrecht zu d und h und, weil d und h zu gleicher Zeit ihr Zeichen umkehren, immer in derselben Richtung, nämlich in der Richtung der Strahlen.

Man spricht weiter von einer elektromagnetischen Bewegungsgröße. In der Mechanik hat sich bei dem Studium der Stoßgesetze der Begriff der Bewegungsgröße als einer Größe, die von dem einen auf den anderen Körper ganz oder teilweise übertragen wird, entwickelt. Ist m die Masse eines Körpers, so wird die Bewegungsgröße dargestellt durch mv, eine Größe, welche die Richtung der Geschwindigkeit v hat. Nun übt ein auf einen Körper fallender Lichtstrahl darauf einen Druck aus, der, von Maxwell vorhergesagt, auch wirklich konstatiert und gemessen worden ist. In der Newtonschen Emissionstheorie würde man diesen Druck den Stößen der Lichtteilchen gegen den Körper zuschreiben und von der Bewegungsgröße dieser Lichtteilchen sprechen. Diese Theorie kann zwar nicht angenommen werden, aber doch ist man zum Begriff: elektromagnetische Bewegungsgröße geführt worden. Der Betrag derselben wird angegeben durch

(33) .

Überall da, wo ein Energiestrom ist, muß also nach (33) elektromagnetische Bewegungsgröße sein.

Es braucht kaum gesagt zu werden, daß die Formeln (32) und (33), wenn nur alle darin vorkommenden Größen, außer c, mit Strichen versehen werden, auch für den Beobachter B gelten.


  1. Bei diesen Formeln ist, wie bei einigen später vorkommenden, vorausgesetzt, daß zwischen einer Translation längs der z-Achse und einer Drehung über einen rechten Winkel von der x- nach der y-Achse dieselbe Beziehung besteht wie zwischen der Verschiebung und der Drehung eines Korkziehers.
Empfohlene Zitierweise:
Hendrik Antoon Lorentz: Das Relativitätsprinzip. B.G. Teubner, Leipzig und Berlin 1914, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Relativitaetsprinzip_(Lorentz).djvu/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)