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Ludwig Rellstab: Empfindsame Reisen: Nebst einem Anhang von Reise-Berichten, Skizzen, Episteln, Satiren, Elegien, Jeremiaden, usw., Band 2

keine Jupitersnatur, und dergleichen Brand- und Bratfettopfer dünsten mir unausstehlich entgegen. Ein anderer Geruch, den ich nicht näher bezeichnen will, kommt aus einem andern Kanal! Im Zimmer Stickluft, draußen Schwefelwasserstoffgas! Verfluchte Anstalt zum Athmen! Und hier soll ich bleiben? Hier die Nacht zubringen, nur um zu sagen, ich schlief auch einmal in Kissingen? Zehn Esel zusammengenommen könnten ja nicht so dumm sein! Kutscher! Kellner! Wirth! Holla! He! Heda! Anspannen! Was bin ich schuldig? Eine Flasche Wein! Kalter Braten! Meine Sachen in den Wagen! Waschwasser! Drei Gulden funfzehn Kreuzer! Jede Minute meines Jeremiasleides ein Kreuzer! Verfluchter Preis! Prellerei! Hier! Glück auf! Der Wagen fährt vor! Hurrah! Wir rollen davon!

Wer hätte es glauben sollen, daß die Jeremiade am Ende mit einem Jubelchor, mit einem Te Deum laudamus schließe? Ich wußte es von Anfang an; denn stimmte ich’s nicht an, so that’s der Leser, daß sie zu Ende war.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Rellstab: Empfindsame Reisen: Nebst einem Anhang von Reise-Berichten, Skizzen, Episteln, Satiren, Elegien, Jeremiaden, usw., Band 2. Brockhaus, Leipzig 1836, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rellstab_Empfindsame_Reisen_2.pdf/98&oldid=- (Version vom 1.8.2018)