Seite:Reymont - Der Vampir.djvu/030

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ein Gewirr von steinernem Elend, voll von beengendem Schweigen, völlig erblindet, denn alle Fenster waren verhüllt; nur hier und dort in den höheren Stockwerken, die ganz im Nebel verschwanden, flackerte ein verlorenes Licht. Die Augen irrten verzweifelt in dieser traurigen Nebelöde, denn sogar die Farben der unzähligen Schilder leuchteten nur matt, in ausgesogenen, toten Farben.

Die Luft war drückend schwer, von Feuchtigkeit durchtränkt, von einem Geruch nach Schmutz und aufgeweichtem Asphalt gefüllt; und von allen den im Nebel unsichtbaren Dächern, von allen Balkonen, von allen Schildern ergossen sich Ströme aufspritzenden Wassers, es tropfte von allen Seiten, die Traufen dröhnten dumpf und unaufhörlich, als bärgen sie unzählige Gießbäche.

„Welchen Weg wollen wir gehen?“ fragte er und spannte den Schirm auf.

„Am Strand, denn das ist der nächste.“

„So eilig haben Sie’s, nach Hause zu kommen?“

„Mir ist kalt, das ist der Grund.“

„Also werden wir heute nicht auf die Tanten warten?“

„Wir werden ihnen wenigstens einmal eine Überraschung bereiten, – sie werden uns suchen und nicht finden.“

„Ohne sehr bissige Kommentare wird es da nicht abgehen.“

„Ich werde sagen, es wär’ Ihre Schuld, ätsch …!“

„Es ist gut, ich werde mich wehren, und zwar tüchtig; das ist doch schon langweilig, so jeden Sonntag

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/030&oldid=- (Version vom 1.8.2018)