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Seite:Reymont - Der Vampir.djvu/111

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ringsherum an den Wänden standen breite Sofas, die mit gelber Seite überzogen waren, auch die Wände strahlten golden in den reinen Farben chinesischer Seide, auf die goldene Drachen gestickt waren. Der Malaie reichte ihm einen langen Schleier, der dünn war wie Spinnweben, durchsichtig wie Wasser und veilchenfarben, und öffnete die Tür zum benachbarten Zimmer.

Zenon hielt einen rauschenden, wunderbar weichen Stoff in den Händen; er wagte nach nichts zu fragen, um nicht zu verraten, daß er nicht zu den Eingeweihten gehörte. Und erst, als der Diener hinausgegangen war, rührte er sich vom Platze.

„Was soll das alles heißen? Was für ein Opfer hat begonnen?“ dachte er, während er sich erstaunt umsah. Noch niemals war er in diesem Teil der Wohnung gewesen, er hatte nicht einmal etwas von seiner Existenz geahnt … Er schaute durch die angelehnte Tür ins benachbarte Zimmer, doch er zog sich wieder zurück, denn dort war es so völlig dunkel, als wäre alles ganz mit Wandschirmen verstellt. Er nahm eine Kerze und begab sich ins Innere der Wohnung, durchschritt Zimmer für Zimmer: überall herrschte Dunkelheit, Leere und Stille, nirgends eine Spur von Menschen … Erst in dem Zimmer, wo die Seance stattgefunden hatte, vernahm er ein gedämpftes, undeutliches Geräusch, ein Stöhnen, das wie aus der Erde kam … Manchmal ertönte etwas wie ein Schrei in ersterbendem Echo, und wieder herrschte dumpfe Stille. Zenon blieb beklommen stehen, er konnte nicht begreifen, woher die Stimmen kämen. In dem Zimmer

Empfohlene Zitierweise:
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/111&oldid=- (Version vom 1.8.2018)