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diskret, während er ihm einen ganzen Stoß Zeitungen und Briefe übergab, daß zwei Damen heute schon zweimal nach ihm gefragt hätten; an verschiedenen Einzelheiten erkannte er, daß dies Betsy mit einer der Tanten gewesen sein müßte. Diese Entdeckung war ihm unsagbar unangenehm.

„Was haben Sie den Damen gesagt?“

„Mr. Yoe ist doch zu Hause?“ fügte er eilig hinzu.

„Er ist vor kurzer Zeit nach oben gegangen.“

Er eilte in seine Wohnung hinauf, machte Licht und blieb verblüfft vor dem Spiegel stehen, beinahe entsetzt über seinen eigenen Anblick, denn er war schmutzig, unrasiert und abgerissen und sah aus, als hätte er in den Parkanlagen oder unter Brücken geschlafen.

„Wo habe ich mich denn so zugerichtet?“

Und als er sich umgezogen hatte und daran ging, die Briefe zu lesen, war das erste, was er bemerkte, jenes Papier mit dem geheimnisvollen Geheiß; er entsann sich seiner sofort, ohne zu wissen, wie sehr er ihm gehorcht hatte.

„Ich muß erfahren, wer das geschrieben hat,“ dachte er, während er es in seiner Tasche verbarg.

Die Briefe Betsys betrübten ihn aufrichtig, er konnte gar nicht verstehen, weswegen es ihrer so viele waren.

Er stellte die Daten fest und wich vor der Lösung des Rätsels zurück; denn so oft eine leise Erinnerung an diese Tage in ihm aufdämmerte, fühlte er ein Rauschen im Kopf, als stände er über einem Abgrund, er flüchtete schleunigst und vertiefte sich in

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/141&oldid=- (Version vom 1.8.2018)