und Farben zuckten mit der Schnelligkeit von Blitzen durch sein Hirn.
„Palladinische Loge! Lamm! Weiße Messe! Baphomet! Was bedeutet dies alles in Wirklichkeit?“ Zenon wollte diesen beunruhigenden Wirrwarr von Gedanken von sich abschütteln.
„Erinnerst du dich?“ es war ihm, als flüstere ihm jemand ins Ohr, so daß er sich mißtrauisch in der leeren Wohnung umsah.
Er stand ratlos da und starrte in den unentwirrbaren Knäuel der Erinnerungen, die unter seiner Hirnschale wie ein Orkan von wahnsinnigen Visionen kreisten.
„Habe ich das einmal geträumt? Oder vielleicht irgendwo gelesen, – und kann mich jetzt nicht mehr daran erinnern!“
Er quälte sich vergebens ab und bemühte sich, wenn auch nur für einen Augenblick, den Wirrwarr seiner Gedanken zu ordnen. Plötzlich stürzte alles in ihm zusammen und versank in den Abgrund des Vergessens. Er tauchte mit einem Male in das graue und traurige Licht des Tages, wie unter bewegten Wellen hervor, ohne zunächst verstehen zu können, weswegen er mitten im Zimmer stand? Wohin hatte er doch gehen, was hatte er tun wollen? Dies währte jedoch nur einen Augenblick, denn in ihm erwachte das ganze Bewußtsein der Wirklichkeit: daß er von nun an einen neuen Abschnitt eines gewöhnlichen und normalen Lebens begonnen hätte. Er kehrte zu dieser etwas eintönigen Alltäglichkeit zurück und sah sie wie früher etwas gleichgültig und von oben herab
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/249&oldid=- (Version vom 1.8.2018)