„Aber wie bin ich hierher gekommen? Wir waren doch in der Theosophischen Gesellschaft?“
„Es war dort eng und heiß, sie wurden schwach, und das ist die ganze Geschichte!“
„Ich danke!“ – Er neigte sich, ihr die Hand zu küssen, doch Bagh knurrte und duckte sich so drohend zum Sprunge, daß er unwillkürlich zurückwich.
„Ich wollte nur meinen Dank aussprechen, aber Bagh gestattet es nicht.“
Sie lächelte und stützte ihre Füße auf den Rücken des Panthers.
„Sie sind spiritistische Seancen nicht gewohnt.“
„Ich habe eine ganze Reihe mitgemacht, aber auf dieser hatte ich fortwährend das Gefühl eines phantastischen Traumes, den ich nicht loswerden konnte. Ein erstaunliches Medium. Und wenn dies alles vorbereitet war, muß ich dem Veranstalter geradezu Genialität zusprechen …“
„Das war lauterste Wahrheit, ich bürge Ihnen dafür! Aber was hat das zu bedeuten: es sind doch nur Tatsachen und nichts weiter!“ Sie sprach gleichsam mit Verachtung und reichte ihm den Tee, den ein altes, gebücktes Hinduweib gebracht hatte. – „Eine stumme Wirklichkeit,“ fuhr sie fort, „Wahrheiten, die ganz überflüssig sind. Das widerliche Gestammel von zu ewigem Verderben Verurteilten. Zudem kann ich diese Jahrmarktswundermacherei nicht leiden, sie erregt nur Abscheu und Ekel in mir. In den tieferen Regionen der Erdatmosphäre wimmelt es von solchen Larven, es ist eine große Leichenkammer von menschlichen Gespenstern, die, ehe sie in sphärischen Staub
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/271&oldid=- (Version vom 1.8.2018)